Biografie Big Daddy Wilson

Egal, an welchem Ort auf diesem großen, schönen, verrückten Planeten er sich aufhält, trägt Big Daddy Wilson den Süden bei sich.
Hört man sich die Geschichten des Mannes an, der gebürtig Wilson Blount heißt und aus einer Kleinstadt in North Carolina stammt, entstehen im Kopf zwangsläufig Bilder von staubigen Landstraßen, von Zypressenwäldern, vom Juke Joint am
Samstagabend oder vom Kirchgang am Morgen danach. Das Image der ländlichen USA, das der in Deutschland lebende Musiker hervorruft, ist sicherlich nostalgisch und vielleicht auch etwas verklärt. Doch in einem Zeitalter, das von skrupellosen Demagogen und stark polarisierender Politik geprägt wird, richtet Big Daddy Wilson bewusst sein Augenmerk auf die alltäglichen Dinge des Lebens, die uns Menschen vereinen – ein Lächeln, eine gemeinsame Mahlzeit – und ihm wichtige Werte wie Treue und Beharrlichkeit. Seit gut zwei Jahrzehnten nutzt er die Bühne, um seine hoffnungsvolle Botschaft zu verbreiten und zwar bei jedem Konzert, egal, ob dieses in New York, Paris, Auckland oder – wie im Falle des neuen Livealbum Songs From The Road – in der Stadt Rubigen in der Schweiz stattfindet.


Das im Herbst 2017 mitgeschnittene Konzert in der Mühle Hunziken zeigt, wie Wilson mit Ehrlichkeit, einer natürlichen Ausstrahlung und seiner nach wie vor außerordentlich kraftvollen Stimme das Publikum auf seine Seite zieht. Dabei wird
deutlich, wie weit der ehemalige Soldat gekommen ist, seit er all seinen Mut zusammen nahm und den Klassiker „Stormy Monday“ beim ersten Vorsingen für eine deutsche Bluesband zum Besten gab. Unterstützung erhält er von einem tighten und dynamisch spielenden Quartett mit Cesare "Smokestack" Nolli (g), Paolo Legramandi (b), Nik Taccori (dr) und Enzo Messina (k). Die Begleitmusiker von Big Daddy Wilson müssen immer in Bestform sein, weil seine vielseitige Musik ihnen einiges abverlangt. Von Song zu Song kann sie sich in etwas Treibendes oder Entspanntes, Funkiges oder Bluesiges, Fröhliches oder Brütendes, Schlichtes oder Aufgeladenes verwandeln.
„Diese Songauswahl solI meinen bisherigen Weg resümieren – die guten und die


schlechten Zeiten, die Höhen und Tiefen“, erläutert Wilson in den Liner Notes zum Album. Zum Anfang des Konzerts bietet seine Band heißen, städtisch klingenden
Blues, der einen eher kritischen Blick auf die Gesellschaft werft. „Wake Up“ ist ein
hartnäckig groovender Aufruf zum Handeln. Beim reggaeartigen „Drop Down Here“ hofft Wilson dringlich auf eine göttliche Intervention. Das von Gitarre angetriebene „Miss Dorothy Lee“ widmet er wiederum seiner Mutter. Nach dem schlüpfrigen Blues von „Texas Boogie“ und dem Klartext von „Ain't No Slave“ macht er dann einen Ausflug aufs Land: „Anna Mae“ und wenig später „Cross Creek Road“ sind lichterfüllt und romantisch. Mit „Neckbone Stew“ schalten die Musiker wieder einen Gang hoch, um dann schließlich bei „Baby Don’t Like“ den sprichwörtlichen Höhepunkt zu erreichen. „I Just Need A Smile“ bildet auf der zwölf Titel umfassenden CD eine rührende Schlussnote.


Der neueste Eintrag in der renommierten Songs From The Road-Reihe bietet jedoch nicht nur etwas fürs Ohr, sondern auch fürs Auge. Die begleitende DVD im CD/DVDDoppelpack enthält 15 Songs vom gleichen Konzert und zeigt Big Daddy Wilson beim leidenschaftlichen Umgang mit dem modernen Blues. Das Bilddokument fängt mit dem oft gecoverten Gospel-Blues „John The Revelator“ an und schließt mit der Songkollage „Country Boy Medley“. Im Herzen bleibt Wilson bis heute also ein Junge vom Lande, auch wenn sein feiner Zwirn, schmalkrempiger Hut und die für ihn typische Sonnenbrille etwas anderes andeuten.


Vor einigen Jahren erklärte Big Daddy Wilson im Interview, dass er die Sonnenbrille auf der Bühne im Grunde nur trägt, weil er vom Typ her eher schüchtern ist. „Ich bin nicht der geborene Entertainer“, sagte er damals. Wer sich die Zeit nimmt, Songs From The Road anzuhören bzw. anzuschauen, wird seine damalige Aussage in Frage stellen. Doch in gewisser Weise hat er Recht. Bei ihm wirkt nämlich nichts gekünstelt, nichts aufgesetzt. „Mir geht es einzig und alleine darum, meine Botschaft unter die Leute zu bringen. Ich möchte die Menschen spüren und hoffe, dass meine
Art sie auch berührt.“

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